Dietmar Sebastian Fischer
Antonio Hernández und ich zeigen mit der Ausstellung 8001 unsere persönlichen Einblicke in das Leben und die Menschen von Havanna: Eine ganz normale Stadt, die uns unendlich fasziniert.
Antonio ist in Havanna aufgewachsen, ich dort nur zu Besuch, nur einer von vielen Gründen, warum wir die Stadt ganz anders sehen. Trotzdem meint er, ich hätte beim Fotografieren den Blick eines Kubaners – manchmal jedenfalls. Für mich eines der schönsten Komplimente überhaupt.
Toni und ich haben viel Zeit miteinander verbracht. Kaffe Trinken, mit den Kameras durch die Stadt ziehen, mit den Leuten, die wir trafen, sprechen, manchmal fotografieren und abends in der Dunkelkammer Filme Entwickeln und sie dann vergrößern. Das Ergebnis waren zwei Ausstellungen: Antonios Essay Ciudades Ordinarias wurde schon 2019 in der Fototeca de Cuba gezeigt und jetzt 8001.
Die Ausstellung 8001 kommt nach Heidelberg und ich freue mich sehr, dass sich dadurch ein Kreis schliesst.
Im November 2019 bin ich nach Havanna geflogen und am Flughafen in Düsseldorf hatte ich Bärbel und Friedhelm von der Cuba-Hilde Dortmund getroffen. Wir kamen ins Gespräch, flogen dann gemeinsam nach Havanna und dort angekommen luden sie mich gleich zu ein paar Events ein, die ich auch fotografieren durfte: Friedhelms 75. Geburtstag, ein Gespräch mit Camillo Guevara im Haus seines Vaters, El Ché, und den Besuch von Projekten und Havanna und Santa Clara, die von der Cuba-Hilfe Dortmund unterstützt werden.
2021 beschlossen wir die Ausstellung 8001 Realität werden zu lassen. 8001km – das ist die Entfernung von Havanna nach Dortmund. Ziel war es Brücken zu bauen, Verständnis und Interesse zu wecken für das Leben in Cuba und die Menschen in Havanna.
Ein Teil der analogen Bilder entstand ja schon in Havanna die anderen aber in Heidelberg in der kommunalen Dunkelkammer des Kalamari Klubs.
Die Bilder von Antonio und mir, gemacht in Havanna und Heidelberg von zwei Fotografen aus Havanna und Heidelberg sind nun in Heidelberg zu sehen. Das Welthaus Heidelberg stellt seine Räume hierfür zur Verfügung und wir finden, das ist ein toller und passender Ort, schaut ihn Euch an! Und die Bilder!
Klar! Und in 8001 sind gleich 5 davon zu sehen.
Fotografische Essays sind eine eher seltene Ausdrucksform. In einem Essay setzt du dich mit einem bestimmten Sachverhalt auseinander und entwickelst einen persönlichen Standpunkt dazu. Meistens in Textform. Das Essay ist aber auch eine Ausdrucksformen der Fotografie oder des Fotojournalismus. Der Fotograf zeigt mit seiner individuellen Bildsprache seine Sicht auf ein Thema. Das merkt man sehr deutlich, wenn man sich die Essays von Antonio und mir nebeneinander ansieht. Formal sind sie erst einmal sehr ähnlich. Analoge Fotografien mit Menschen und von Menschen Gemachten wie Gebäude oder sakrale Utensilien. Und alles in Havanna. Aber klar, Antonio und ich haben einen unterschiedlichen Blick auf unsere Umgebung und das merkt man auch an den Arbeiten.
Ich möchte hier zwei Essays kurz vorstellen: Piel Adentro von Antonio Hernández und Persona von mir.
Im Lateinischen bezeichnet Persona eine Person, einen Charakter oder eine Rolle. Dieser Dialog zwischen Charakter und Rolle ist für Dietmar Sebastian Fischer das Motiv dieses fotografischen Essays.
Ihm geht es nicht um Klischees und interessante Gesichter, sondern um die Personen und Einblicke in den Alltag und das Leben in dieser faszinierend vielfältigen Stadt.
Die Menschen Havannas und der Fremde lernten sich eher zufällig kennen und erst als aus der Neugierde auf den anderen Interesse, Vertrauen und Sympathie geworden ist, konnten die atmosphärisch dichten Fotografien dieser Serie entstehen.
Die Protagonisten hier sind Lisset, Yonersy und Sergio, drei ganz normale Einwohner Havannas,
ein Arbeiter, eine Angestellte der Fototeca de Cuba und ein Rentner. Die Aufnahmen entstanden in ihrem persönlichen Umfeld, zu dem der Fotograf eingeladen wurde, in deren Wohn- und Schlafzimmern mitten unter ihren Familien und Freunden.
Eine besondere Qualität wird erzielt durch die Verwendung analoger 35mm- und Mittelformatkameras und der bewussten Nutzung und Reduktion auf das Licht, das in die Räume fiel.
Die Beschränkung auf einfache, klassische Kameratechnik und die damit einhergehende Begrenzung der Anzahl möglicher Bilder und die vertraute Umgebung half beiden: Dem Fotograf bei der Fokussierung auf Person und Moment und den Portraitieren dabei, sich der Kamera und damit auch dem Betrachter zu öffnen.
Dieses fotografische Essay von Antonio handelt von Nelsa, einer Nachbarin des Fotografen Antonio Hernández. Sie ist eine ältere Frau, die eine großartige Geschichte zu erzählen hat.
Ohne Angst ließ sie ihn durch die Räume ihrer Erinnerung reisen, eine Reise in die Vergangenheit mit Stadien, in denen sie sich für kurze Zeit von der Realität entfernte.
Ihre Erinnerungen huschen durch die Wohnung, die Spuren hinterlassen, die sich in Bildern voller Symbolik verewigen.
Den Katalog zur Ausstellung mit allen Bildern und Texten kann man auch als Zine auf 8000undeins.de kaufen.
Ihr unterstützt damit auch die Projekte der Cuba-Hilfe. Vielen Dank.
Ach ja und als eZine könnt ihr den Katalog auch online anschauen.
Viel Spaß!
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